Inmitten der industriellen Geschichte von Monceau-sur-Sambre erhebt sich ein gewaltiges Monument des 20. Jahrhunderts: das Blue Power Plant, einst eines der bedeutendsten Kohle- und Gaskraftwerke Belgiens. Erbaut im Jahr 1921, versorgte diese Anlage über Jahrzehnte hinweg die gesamte Region Charleroi mit Energie. Ursprünglich von der Charbonnage de Monceau Fontaine errichtet, entwickelte sich das Kraftwerk rasch zu einem industriellen Herzstück – nicht nur wegen seiner Leistung, sondern auch wegen seiner charakteristischen Architektur. Besonders der riesige Kühlturm, mit seinen über 100 Metern Höhe und seiner markanten Betonstruktur, wurde zum heimlichen Wahrzeichen der Anlage.
Im Inneren des Kraftwerks beeindruckt vor allem der Maschinenraum, in dem einst gewaltige Turbinen arbeiteten. Darunter die namensgebende, imposant blau lackierte Escher-Wyss-Turbine, die dem Ort unter Urban Explorern den Spitznamen „Blue Power Plant“ einbrachte. Auch der Kontrollraum zeugt noch heute von technischer Raffinesse vergangener Jahrzehnte – mit seinen blaugrauen Schaltpulten und Messinstrumenten wirkt er fast wie eingefroren in der Zeit.
Doch die Bedeutung des Kraftwerks war nicht nur industrieller Natur – sie wurde im Laufe der Jahre auch politisch und ökologisch relevant. Mit dem steigenden Bewusstsein für Umweltschutz geriet die Anlage zunehmend in Kritik. Vor allem der hohe Ausstoß an CO₂, der in den letzten Betriebsjahren rund zehn Prozent der gesamten Emissionen Belgiens ausmachte, sorgte für massive Proteste von Umweltschutzorganisationen. Diese Entwicklung führte schließlich zur schrittweisen Stilllegung, die 2007 begann und bis etwa 2010 andauerte. Der Rückbau der Anlage setzte zögerlich ein, bleibt bis heute jedoch unvollständig.
Trotz des Verfalls übt das Gelände eine eigentümliche Anziehungskraft aus. Jahrelang war es ein Mekka für Urban Explorer aus ganz Europa, die sich – teils unter hohem Risiko – Zugang zu den verlassenen Hallen verschafften, um die morbide Schönheit der Industriearchitektur festzuhalten. Die Fotos, die dabei entstanden, erzählen von Verfall, Vergänglichkeit und einer Ästhetik des Zerfalls, wie sie nur Orte mit solch geschichtlicher Tiefe hervorrufen können.
Heute ist das Kraftwerk weitgehend abgesperrt, viele der einstigen Strukturen sind beschädigt oder bereits demontiert worden. Dennoch steht der Kühlturm weiterhin wie ein stummer Wächter über dem Gelände, während sich das Schicksal des Areals in der Schwebe befindet. Konkrete Pläne für eine Nachnutzung existieren bislang nicht. Die Zukunft dieses Ortes bleibt offen – sein vergangener Glanz aber lebt weiter, sowohl in historischen Aufnahmen als auch in den Erinnerungen derer, die seine Atmosphäre einst selbst erleben durften.
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Alexander Kurtsiefer

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